let's write emotions

Gefühle fühlen und so…

Wut und so…

Wenn es in mir brodelt und lodert, 
meine Adern heiss pulsieren… 

Wenn meine Gedanken wild kreisen, 
scharf durch meinen Kopf blitzen… 

Wenn alles unglaublich surreal 
und gleichzeitig eindeutig scheint…

Wenn mein Verstand von einem Spotlight geführt wird, 
sich Kontrollverlust mit spitzer Zunge vereint…

Wenn alles in mir schreit, 
ich meine Hände zu Fäusten falte…

…ist es das, was ihr Wut nennt? 

Wütend sein lohnt sich nicht. Es kostet unnötig Energie, führt mich nicht zum eigentlichen Ziel und stellt mich zum Schluss nur bloss. Lieber die Vernünftige bleiben. Atmen. Nachgeben verhindert Eskalation. Für eine Frau gehört sich das nicht. Wahrscheinlich bin ich gerade nur etwas hysterisch, übertreibe schlichtweg. An welchem Zyklustag ich mich befinde? Moment, ich schaue kurz nach…

…Ach! Was ein Zufall. Es ist wieder einmal Fick-dich-Tag.

Ich kann und habe das Recht, wütend zu sein. Das Leben bietet genügend Gründe dazu. Ungerechtigkeiten zum Beispiel. Abwertung und Schubladisierung. Intoleranz, Arroganz, dein Spiegelglanz. Ausgrenzung, Diskriminierung und Ungleichheiten. Macht-, Macho-, Matcha-Gehabe. 

Matcha? Ja, Matcha. Ich kann auch über „Kleinigkeiten“ wütend sein. Wie zum Beispiel den Hype um Matcha-Latte – total OKAY.1

Mein ausgeprägtes Harmonie-Bedürfnis hat mich jedoch unzählbar häufig meine eigenen Grenzen ignorieren lassen. Ich habe mich zurückgenommen. Ich habe es den Falschen recht gemacht. Ich habe geschwiegen und ich habe es satt. 

Verdrängte Emotionen sind ein Virus, mit dem ich mich nicht wieder anstecken will. Ein anspruchsvolles Vorhaben, ich weiss. Es scheint zu einer Volkskrankheit herangewachsen zu sein, bei der keine Maske, kein Desinfizieren und keine Impfung mehr Wirkung zeigt. 

Wut ist, genau wie alle anderen Emotionen, valide. Und solange kein Mensch dabei zu Schaden kommt oder die Auswirkung dem Auslöser gleichkommt, soll sie bitte auch gelebt werden. 
Für manche bedeutet das vielleicht, auf die Strasse zu gehen, zu demonstrieren und öffentlich zu zeigen, dass sie nicht einverstanden sind. Andere leben es mit Musik, Sport oder konfrontierenden Diskussionen aus. Wieder andere müssen einen Sandsack auseinanderhauen, fluchen oder in ein Kissen schreien. Ich für meinen Teil lasse meine Wut in Texten wie diesen raus. Oder mit Kälte. Kalte Duschen, Eis-Diving oder… Eis am Stiel. 
Denn ich will meine Emotionen erkennen sie zulassen und validieren. Denn zu Recht macht mich Cat-Calling wütend, weil es eine Form von sexualisierter Gewalt ist. Zu Recht kann ich endlich Wut empfinden, dass ich durch deine narzisstische Art ans Ende meiner Kräfte gelangt bin. Zu Recht machen mich patriarchale Normen wütend, weil sie nicht nur die Rechte oder das Gehalt von weiblich gelesenen Personen bestimmen, nein, auch Unsicherheiten bezüglich des Körpers, sich davon nähren.  Und ja, deswegen darf ich verdammt nochmal Wut empfinden und nur so kann ich sie am Ende verstehen und lernen, damit umzugehen. 

Denn zu erkennen, worauf die Emotion mich aufmerksam machen will und welche Funktion sie eigentlich hat, ist überlebenswichtig2

Sei mutig, 
horche in dich hinein.

Lerne hinzusehen, 
aufzustehen und zu verstehen.

Vergifte dich nicht selbst,  
indem du sie verdrängst. 

1 Eigentlich hat Matcha seinen Ursprung in den spirituellen und rituellen Praktiken der buddhistischen Mönche. Durch TikTok und co. wurde Matcha zum grossen Hype, was seine Spuren hinterlässt.

2Skills aneignen, die dich unterstützen, mit schwierigen Emotionen umzugehen.

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